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  Jarok und Pripjat
 

Einen besonderen Leckerbissen für Augen und Ohren boten das Weißrussische Folkloreensemble Jarok-Pripjat, das auf Einladung unseres Vereins in Deutschland weilte.
Mit der furios dargebotenen "Turover Polka" starteten die acht Tanzpaare der Tanzgruppe "Pripjat" (das ist der Name des Flusses, an dem ihre Heimatstadt Turov liegt) in ein an Höhepunkten reiches Programm. Sie wirbelten geradezu über die Bühne und meisterten selbst schwierigste Schrittkombinationen mühelos.

Ihre prächtigen Kostüme, die sie während der Veranstaltung mehrfach wechselten, unterstrichen die Anmut der jungen Frauen und den Schneid der Burschen. Die Tanzgruppe wechselte sich mit dem Chor "Jarok" ab, der mit seinen Weißrussischen Volksliedern die Eigenständigkeit und Reichhaltigkeit der Kultur ihres Heimatlandes demonstrierten. Ihr Repertoire umfasste Balladen wie die vom Kirschbaum, der nicht blühen wollte über Liebeslieder bis hin zu lustigen "Scherzliedern". Viele Lieder erzählen kleine Geschichten: "Mein Liebster, warum bist du nicht gekommen? Hattest du kein Pferd? Ich hatte ein Pferd, aber meine kleine Schwester hat meinen Sattel versteckt. In einem anderen Lied hält ein Mann um die Hand einer Frau an: "Wenn du mich nicht heiratest, dass geh ich ins Wasser. Geh nicht ins Wasser sondern lieber mit mir in die Kirche", nimmt sie seine Werbung an. Die Geschichten wurden aber nicht nur gesungen sondern regelrecht wie kleine Theaterszenen dargestellt. Da wurde getanzt, gelacht und mit viel Charme die Frauen umworben, die wiederum anmutig kokettierten. Zu keiner Sekunde des Vortrags standen die Akteure nur auf der Bühne - immer passierte etwas. Die vollen Bariton- und Tenorstimmen der Männer harmonierten vortrefflich mit den traditionellen Sopranstimmen der Frauen. Meist waren es als Ausdruck weißrussischer Lebensfreude flotte, schwungvolle Lieder, aber auch lyrische und Balladen sowie A Kapella Stücke wurden vorgetragen.
Musikalisch wurde das Programm von einem sechsköpfigen Orchester begleitet. Auch sie waren alle Virtuosen an ihren Instrumenten Bajan (Ziehharmonika), Zimbale, Kontrabass und Flöte. In zwei Solobeiträgen stellten sie ihre Professionalität unter Beweis. "Jarok-Pripjat" rissen das Publikum mit sich und es folgte ihnen ein Stück in ihre weißrussische Heimat. Die Darbietungen wurde häufig von rhythmischem Klatschen begleitet und nach den zwei in Deutsch gesungenen Liedern "Horch was kommt von draußen rein" und "Muss i denn zum Städele hinaus" gab es frenetischen Beifall. Das Lied "Kalinka", bei dem Sergei Strach mit einem Solo brillierte, riss die Leute vor Begeisterung regelrecht von den Sitzen.
Als ob sie eine Vorahnung gehabt hätten - die Organisatoren um Marliese Schwarz vor dem Abschlusskonzert in der TSV-Halle Iggelheim. Auf den Tischen standen überall brennende Teelichter. Eine Stunde lang lief das Programm reibungslos ab, dann gingen plötzlich die Lichter aus. Die Tanzgruppe Pripjat, die gerade einen ihrer spektakulären weißrussischen Volkstänze darbot, ließ sich davon nicht beirren und brachte ihren Vortrag professionell zu Ende, als ob nichts gewesen wäre. Durch die Teelichter war es nicht stockdunkel geworden, denn im Saal verbreitete sich der romantische Schimmer des Kerzenlichts. Einige Zuschauer stellten auch noch an vorderen Rand der Bühne von den kleinen Lichtern auf, so dass nach einer kurzen Pause mit der zwar etwas diffusen, aber durchaus ausreichenden Bühnenbeleuchtung das volle Programm abgewickelt werden konnte. Auch die Verstärkeranlage und die Lautsprecher wurden nicht gebraucht, ja es klang "unplugged" sogar besser. Landrat Werner Schröter, der mit seiner Gattin unter den Zuschauern weilte, gefiel das Konzert unter diesen besonderen Umständen ausgezeichnet.
Das Publikum dankte am Ende des über zweistündigen Programms bei allen Auftritten mit stehenden Ovationen für den reichen Schatz an Volksliedern und Volkstänzen, an dem sie teilhaben durften.

 

      Aktualisiert am: 11.09.2005