Information
   
  unser persönliches Portrait
 

 

Interview mit

Dr. Reinhold Saur ,

Konvoileiter
Berater für das Saatkartoffelprojekt
Gastvater

 

 

 

 

Wer hatte wann die Idee des Kartoffelprojekts?
Während des Krankenhausneubaus in Lenin 1997 haben wir uns überlegt, wie man auch mit anderen Projekten der Bevölkerung helfen kann. Dabei bot sich die Kartoffel als zweitwichtigstes Nahrungsmittel nach Brot an.
Für die Privatbevölkerung waren zu diesem Zeitpunkt Pflanzkartoffeln sehr teuer und oft von weniger guter Qualität. Zudem waren die Erträge sehr unterschiedlich, meistens jedoch niedrig.
Durch den Arbeitseinsatz im August 1997 hatte ich die Möglichkeit, die Kartoffelbestände vor Ort zu besichtigen und mich von der Qualität des Anbaus zu überzeugen. Daraus ergab sich, dass es kein Problem darstellt, deutsche Kartoffeln in Weißrussland anzubauen.
Zwei Landwirte (Hans-Peter Zehfuß und ich) überlegten die Umsetzung eines Projektes. Es stellte sich heraus, dass wir nur eine Chance haben: Wenn wir deutsche, jedoch in Weißrussland anerkannte Sorten einführen und anpflanzen.

Welcher Art waren die Schwierigkeiten bei der Umsetzung?
Wie bei anderen Projekten auch zeigten sich eher organisatorische, weniger fachliche Hindernisse.
Es ergab sich, dass man beim Anbau von Saatkartoffeln in größeren Mengen mit einer Stelle zusammenarbeiten muss, die Erfahrung mit Kartoffelanbau hat (Anbau, Pflege, Ernte und Überwinterung).
Die Zusammenarbeit mit der Kolchose in Weresniza war für beide Seiten mehrjährig sehr erfolgreich, bis die Kolchose im Jahre 2005 von Kartoffel- auf Erbsenanbau umsteigen musste. Im Jahr 2005 wurden die Saatkartoffeln von der Schule in Lenin angebaut, geerntet und eingelagert. Aus diesem Bestand werden in diesem Frühjahr Saatkartoffeln durch Konvoiteilnehmer an die entsprechenden Empfänger verteilt (soweit Bestellungen vorliegen).

Warum deutsche Kartoffeln?
Im Prinzip gibt es gute deutsche und weißrussische Kartoffelsorten. Bei der bedürftigen Bevölkerung haben die deutschen Sorten (wie die Vergangenheit gezeigt hat) jedoch einen sehr hohen Stellenwert und werden meistens den Weißrussischen vorgezogen.

Mit welchen flankierenden Maßnahmen wurde das Projekt begleitet?
Kartoffeln können nur wachsen, wenn die Witterungsbedingungen gut sind. Es darf nicht zu nass und nicht zu trocken sein. Gegen Nässe können wir nichts tun, aber gegen die Trockenheit. Aus diesem Grund haben wir 2003 eine Beregnungsanlage mitgenommen, die nach wie vor ausgezeichnet arbeitet.

Soll das Projekt weitergeführt werden? Wenn ja, in welcher Form?
Nach meiner Einschätzung hat sich die bisherige Vorgehensweise aus fachlicher Sicht bewährt. Die organisatorischen Hindernisse konnten jedoch leider nicht ganz ausgeräumt werden.
Als weiteres Vorgehen würde sich anbieten, unter fachlicher Kontrolle weißrussische Saat-kartoffeln zu kaufen und an die dortige Bevölkerung zu verteilen.
Mein persönlicher Wunsch und meine Hoffnung wäre es bei Fortführung des Projektes, dass man sich mehr an der Bedürftigkeit der Personen orientiert. Dann sind Spenden für Pflanzkartoffeln nach wie vor sinnvoll. Die Verteilung dieser Pflanzkartoffeln vor Ort sollte z.B. für ganze Ortschaften mit älteren/bedürftigen Personen erfolgen. Die Spendengelder hierfür sollten in einen Allgemeinfond für den Kauf von Pflanzkartoffeln fließen.

Welche Aktivitäten erbringen Sie noch für den Verein?
Ich begleite jetzt den Frühjahrskonvoi zum 11. oder 12. Mal als Konvoileiter (irgendwann hörte ich auf zu zählen).
Im Herbst gilt mein Engagement dem Hungermarsch in Böhl-Iggelheim, der bisher dreißig verschiedene Projekte weltweit unterstützt hat.

Herr Dr. Saur, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Das Interview führten Gudrun Kirch und Karla Sachs

 
 
      Aktualisiert am: 15.12.2005