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Interview mit

Horst Zitzer

Spender
Benefizlauf im Sommer 2009

 

 

 

 

Ich bin dann mal wieder weg...

(Ein Gespräch mit Herrn Horst Zitzer vor Beginn seiner Pilgerreise von Flensburg nach Rom)

Sie sind bereits 2005 von Speyer aus nach Santiago de Compostela in Nordspanien gepilgert und waren vier Monate auf "Schuster‘s Rappen" unterwegs. Was war der Auslöser für diese enorme Pilgerreise?
Ich habe häufig davon gehört. Es war für mich klar, dass ich diesen Weg gehe, sobald ich Rentner bin. Im zeitigen Frühjahr, am 11.4.2005 ging ich los und kam am 1.8.2005 in Santiago de Compostela an. In Speyer gestartet, bin ich zunächst bei sehr schlechtem Wetter durch das Rheintal gegangen. Es war nie der Gedanke bei mir da, aufzugeben. Zu jeder Zeit war mir ganz klar, diesen Weg weiter zu gehen. Bei 2.500 km in 110 Tagen war ich durchschnittlich 24 km täglich unterwegs.
Ich habe zuvor schon viel gesehen und erlebt. Die Wanderung auf dem Jakobsweg war für mich jedoch das absolute Highlight und es erfüllt mich auch heute noch mit großer Dankbarkeit, dass ich das erleben durfte.

Wohin geht der neue Pilgermarsch? Wie kamen Sie ausgerechnet auf diese Route?
Ich werde in Flensburg mit dem Ziel Rom loslaufen. Auf die Idee brachte mich ein Gast bei Wieland Backe‘s Sendung „Nachtcafe“, der trotz schwerer Krebserkrankung mit einer Lebensprognose von nur noch drei Wochen exakt diesen Nord-Süd-Wanderweg, der weit in Schweden beginnt und in Sizilien endet, lief. Er ging mit seinen unsäglichen gesundheitlichen Einschränkungen und sogar 30-40 kg Gepäck ebenfalls den Weg von Flensburg nach Rom. Das Vorhaben hat mich noch mehr beeindruckt, nachdem ich sein Buch gelesen hatte. Kurt Peipe (Autor). Dem Leben auf den Fersen (Titel). Untertitel: Zu Fuß von Flensburg nach Rom - die Geschichte meiner Reise zu mir selbst (3.350 km von Flensburg bis Rom), erschienen im Droemer-Verlag, ISBN 978-3-426-27474-3.
Die Strapazen, die Kurt Peipe mit seinem großen Handicap auf sich genommen hat und der den Weg schaffte, haben mich zur Überzeugung gebracht, dass ich das auch schaffe, da ich das große Glück habe, trotz meines Alters von 69 Jahren bei sehr guter Gesundheit zu sein.
Mein Tagespensum wird wiederum so zwischen 15 und 35 km liegen, 20 bis 25 km sind so mein Schnitt.

Warum wollen Sie ausgerechnet am 1.4.2009 starten?

Ich habe am 13. September Geburtstag und werde in diesem Jahr 70 Jahre alt.
Kurt Peipe benötigte 160 Tage und das entspräche dann auch meinem Zeitraum, den ich mir für mich errechnet habe, so dass ich etwa an meinem Geburtstag das Ziel erreichen will.
Ich fahre zunächst mit dem Zug nach Flensburg, werde dort übernachten und am nächsten Tag starten.

Das sind riesengroße gesundheitliche Strapazen, denn Sie sind ja bei Wind und Wetter unterwegs. Wie halten Sie sich für diese Tour fit?

Wichtig ist, mit der Tour im Flachland zu beginnen, um die nötige Kondition zu bekommen.
Zuhause wandere ich und betreibe regelmäßig Walking.

Wie haben Sie sich auf die wechselnden Wetter eingerichtet?
Wie ist es mit der Verpflegung?
Ich habe noch die Bekleidung aus der Jakobsweg-Wanderung. Diese hatte sich dort bewährt. Ich habe noch die Stöcke und jetzt einen neuen Rucksack und verschiedene andere Dinge neu gekauft. Im Unterschied zum Jakobsweg habe ich ein Zelt dabei, um unabhängig zu sein.
Mein Essen werde ich mir unterwegs kaufen und selbst zubereiten. Ich bin Vegetarier und habe eine Lactose-Unverträglichkeit. Da ist es immer mit Schwierigkeiten verbunden, wenn man irgendwo einkehren muss.

Wie regelten Sie 2005 und wie regeln Sie jetzt den Transport des Gepäcks?
Seinerzeit brauchte ich bis zum Jakobsweg Unterkünfte, was die Sache natürlich kostspielig machte. Ich bin, abweichend vom vorgegebenen Weg in Burgund, durch die Schweiz gelaufen und hatte dort mit beachtlichen Orientierungsproblemen zu kämpfen, da die Wege teilweise sehr schlecht markiert waren und schlechte Witterungsverhältnisse mit Schnee im Jura hinzukamen. Ich musste sogar ein Stück mit dem Zug zurückfahren, um auf den klassischen Jakobsweg zu kommen.
Erst als ich in Fribourg auf diesen traf, konnte ich mich durch Literatur über vorgegebene Routen und Herbergen informieren. Von dort an ist alles sehr gut markiert. Ab Genf habe ich immer mehr Mitwanderer getroffen und großartige Landschaften und Gastfreundschaften erlebt. Insbesondere war dies in Südfrankreich der Fall, wo die Unterkünfte von Privatpersonen zur Verfügung gestellt werden. In Spanien hingegen werden die Herbergen in aller Regel von den Kirchen geführt. Es wird noch spät für die Gäste gekocht und frühmorgens schon wieder das Frühstück gerichtet. Das war für mich eine großartige Erfahrung. Die Pilger untereinander halfen sich mit Isomatten, die auch mal zum gemeinsamen Schlafquartier zusammengelegt wurden. Ich hatte nur ein einziges Mal Probleme, für die Nach unterzukommen.
Wie seinerzeit mache ich im Prinzip jetzt genau das Gleiche: Ich werde mit nur ca. 10 kg Rucksackgepäck unterwegs sein. Hierzu gehören: Schlafsack, etwas Wäsche, Hygienebeutel, Wasserflasche, Netbook für den Kontakt nach Hause (kleiner Computer mit Telefon und Internetzugang), Fotokamera, Koch- und Essgeschirr mit Brenner und ein Zelt. Zu Letzterem möchte ich sagen, dass ich hier von der Firma Engelhorn & Sturm ( Fr. Stampp, H. Semmler, H. Löffler) gut beraten und in jeglicher Hinsicht sehr unterstützt wurde. Sie stellten einen Kontakt zur Firma Vaude (Spezialist für Outdoorbedarf) in Tettnang her, die mir auf das Zelt, das meinen besonderen Ansprüchen genügen muss, auch in preislicher Hinsicht mit einem Rabatt von 50 % sehr entgegen kam. Hierfür meinen herzlichsten Dank.

Wie halten Sie den Kontakt nach Hause?
Es ist mir sehr wichtig, dass meine nächsten Angehörigen wissen, dass alles in Ordnung ist. Hierfür habe ich mir das Netbook angeschafft. Damit kann ich ins Internet und telefonieren.

Haben Sie in Rom ein bestimmtes Ziel? Wie lange werden Sie dort verbringen?
Ein bestimmtes Ziel habe ich dort nicht. Ich habe auch keine Ahnung, was mich dort erwartet. Das wird sich zeigen. Auch weiß ich noch nicht, wie lange ich in Rom bleiben werde.

Sie haben angeboten, diesen Fußmarsch als Benefizmarsch zu laufen, das heißt, die Spender sagen eine bestimmte Summe pro gelaufenem Kilometer zu und spenden die Kilometersumme für ein bestimmtes Projekt.
Sie wollen den Erlös dem Verein „Kinder von Shitkowitschi“, zweckgebunden für Erholungsaufenthalte erkrankter Kinder im Kinderheim Nadeshda in Belarus, spenden. Wie sind Sie auf dieses Projekt gekommen?
 Auf dem Jakobsweg traf ich eine Holländerin, die Ähnliches tat. Nachdem die Verständigung im Westen zwischen den Völkern gut ist, bin ich davon überzeugt, dass eine Verbesserung derselben auch zum Osten hin möglich ist. Das will ich unterstützen. Völkerverständigung ist für mich äußerst wichtig als Friedensarbeit. Wenn man weiß, was während der Nazizeit passiert ist, ist es ganz, ganz wichtig, dass man auch im Osten die andere Seite der Deutschen zeigt. Das ist mir ein großes Anliegen.
Nachdem ich von meinem ehemaligen Kollegen Werner Bossert darüber informiert wurde, dass nicht alle Kinder in den Westen reisen dürfen, schloss ich mich seinem Vorschlag an, die Spenden für Kinderaufenthalte in Nadeshda zu verwenden.

Wie funktioniert das im Einzelnen mit den Spenden?
Ich selbst habe 350 Adressen aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis und dem Chor, in dem ich singe, mit Verweis auf mein Vorhaben angeschrieben und es wäre schön, wenn der Verein dies noch ausweiten würde. Einzelheiten über meine Aktion erfahre ich selbst erst 4-5 Wochen nach dem Start, wenn ich wieder hier, in unserem Raum, unterwegs bin. Dann ist auch die Einbeziehung der Presse vorgesehen, um das ganze Vorhaben publik zu machen und weitere Spender zu mobilisieren. Die Spenden gehen nicht über mich an den Verein, sondern direkt dorthin.

Wären Sie bereit, nach Auswertung Ihrer Fotoausbeute einen Vortragsabend zu halten, indem Sie Ihren Weg von Flensburg nach Rom anschaulich erörtern?
Das ist mir sogar ganz wichtig, weil ich diese Erfahrungen weitergeben will. Nochmals verbunden damit sehe ich die Friedensarbeit, die auch beim Verein „Kinder von Shitkowitschi“ liegt und die man nicht hoch genug schätzen kann. Auch wenn es immer nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist, beeinflusst es die geistigen Kräfte in Belarus. Das ist mir ganz wichtig.

Anmerkung:

Herr Zitzer hat eine Homepage eingerichtet: www.horstzitzer.de

Sein Freund Karlheinz, ein ehemaliger Kollege und dessen Sohn Manuel werden diese Homepage pflegen. Es ist davon auszugehen, dass über den Fußmarsch fortlaufend mit Bildern berichtet wird. Herr Zitzer sagt dazu:
Karlheinz und sein Sohn unterstützen mich sehr, meine Reiseberichte mittels Computer zu dokumentieren und diese bearbeitet auf CD zu bringen. Diese Arbeit dauerte bereits in der Vergangenheit viele Stunden und ich kann sie nicht hoch genug schätzen. Sie sind jederzeit für mich die Ansprechpartner. Ihnen vielen Dank dafür.

Die Postkarte zur Beteiligung an dem Benefizlauf können Sie hier herunterladen.

Das Interview führte Karla Sachs

 
      Aktualisiert am: 16.05.2009