P R O J E K T E
   
  Das Schulprojekt in Dubrowa
 

Schülerprojekt in Dubrowa

Vom 22. Mai bis zum 4. Juni 2005 waren neun Schüler und zwei Lehrer der Berufsbildenden Schule Ludwigshafen in Dubrowa, um dort in der
Mittelschule einige Schulräume zu renovieren


Werner Bossert berichtet


Schon seit einiger Zeit wurde im Verein diskutiert, ob man nicht mal etwas mit Jugendlichen in Richtung Weißrussland unternehmen sollte. Ich bin Lehrer an der Berufsbildenden Schule in Ludwigshafen und unterrichte in der Berufsfach-schule. Vielleicht konnte ich ja etwas mit meinen Schülern planen. So reifte schon im Herbst letzten Jahres die Idee mit einer Klasse für Farbgestaltung eine Schule in Belarus zu besuchen.

 

   
Nach langen Vorbereitungen und Genehmigungen, Eltern mussten beruhigt werden, Schüler mussten überzeugt werden, die Schulaufsichtsbehörde musste zustimmen u.s.w. konnten wir am Sonntagmorgen losfahren. Nach 26 Stunden Fahrt und erstaunlichen nur 1 1/2 Stunden Aufenthalt an der Grenze Polen/Weißrussland kamen wir in unseren beiden Kleinbussen in Dubrowa müde - aber - erwartungsvoll an. Wir wurden von dem Direktor Anatolij Paschinskij begrüßt und alle wurden in Familien verteilt und dort schon sehnsüchtig erwartet. Am ersten Abend überraschten uns die Jugendlichen mit „ucha“, der Fischsuppe vom Lagerfeuer.
   

Die Schule wird von 173 Schülern besucht und es wird von der ersten bis zur elften Klasse unterrichtet. Sie hat verschiedene Fachräume und eine Sporthalle. Am Dienstag wurde die Baustelle besichtigt und gleich eingerichtet.  

 

   
Unsere mitgebrachten Gerüste wurden aufgebaut und die Schüler begannen sofort die alte Kalkfarbe an der Decke abzukratzen. Interessant war, dass ständig Schüler aus dem Unterricht kamen um „die Deutschen“ zu sehen.
   

Am Dienstagnachmittag fand dann ein Fußballspiel zwischen den Schülern aus Dubrowa und unseren Schülern statt. Trotz der eindeutigen Niederlage von 4:10, war das zahlreiche Publikum so fair, dass sie auch die deutschen Schüler heftig anfeuerten. Am Abend besuchten wir dann gemeinsam den Tscherwonje-See, immerhin den drittgrößten See in Weißrussland. Dort wurde ausgiebig geschwommen, geangelt, Feuer gemacht und es gab die ersten Bekanntschaften mit den zahlreichen Schnaken.

   
Am Mittwoch wurden die Decke und die Wände verspachtelt, abgeklebt und mit Tiefgrund gestrichen, außerdem wurden die Heizkörper abgeschliffen. Der Besuch einer Arbeitsbrigade für den Innenausbau der benachbarten Kolchose und der fachliche Austausch über Arbeitsmethoden war für unsere Schüler ein besonderes Ereignis.
   

Der Donnerstag war besonders arbeitsintensiv. Wände und Decke des vorbereiteten Raumes wurden vorgestrichen und in einem weiteren Raum wurde die Tapete entfernt. Hierbei halfen auch immer öfter die Schüler aus der Partnerklasse.

   

Der Freitag war für die Schule ein ganz besonderer Tag. Wir sollten nicht in Arbeitskleidung kommen und waren überrascht, dass alle Schüler und Lehrer in Festtagskleidung gekommen waren. Es war der letzte Schultag und die gesamte Schule war im Schulhof aufgestellt. Es wurden viele Reden gehalten und für die Entlassschüler gab es viele gute Wünsche für die Zukunft. Alle Lehrer bekamen Blumen überreicht und es wurde auch über das Schulprojekt der deutschen Freunde gesprochen. 

   
Am Abend gab es dann in der Schulaula eine Sing- und Tanzvorführung der verschiedenen Klassen. Auch wir stellten in diesem Rahmen unser Land, unsere Stadt Ludwigshafen und unsere Schule mit einer Diapräsentation vor. 
   
Anschließend fand in der Schule eine Disco statt und hier kamen sich dann auch die Jugendlichen viel näher. CDs wurden getauscht und Tanzvorführungen begutachtet.
   

Für den Samstag war ein gemeinsamer Ausflug nach Turov geplant. Mit dem Schulbus fuhren wir durch die Kreisstadt Shitkowitschi nach Turov. Wir besuchten das Heimatmuseum und erfuhren viel über die tausendjährige Geschichte dieser Stadt. Wir besuchten das Denkmal des Kyrill, er ist der weißrussische „Gutenberg“und hat die Druckkunst im slawischen Raum verbreitet. Eindrucksvoll war der Besuch des Friedhofes, wo wir einiges über den russisch-orthodoxen Glauben erfuhren. Es gibt hier auch ein Steinkreuz mit Heilkraft. Nach dem Mittagessen im Cafe, konnten wir noch im Museum des Naturschutzreservates Pripjat einen Eindruck von der Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt in den Pripjatsümpfen erhalten. Bei der Heimfahrt passierte noch ein Missgeschick. Der Keilriemen unseres Busses war gerissen. Dies war aber kein größeres Problem. Wir erlebten, dass der Schuldirektor auch im Keilriemenwechsel fit war.

   

Am Sonntag erlebten wir ein ausgedehntes Picknick am Belasee. Dieser See liegt mitten im Wald und ist sehr sauber. Wir konnten ausgiebig schwimmen, mussten uns aber den Strand mit Milliarden Schnaken teilen. Diese schienen aber nur frisches Ausländerblut zu mögen, denn unsere weißrussischen Freunde waren ruhig und gelassen. Erstaunlich war für uns, dass man einfach ein Feuer anzünden konnte und dass es am See außer uns fast keine Menschen gab. Wir erfuhren, dass die Menschen in Weißrussland am Sonntag in ihren Gärten arbeiten um Nahrungmittel anzubauen.

   
Ab Montag hatten die höheren Klassen der Schule ein zweiwöchiges Schulpraktikum, d.h. die Schüler und Lehrer richten in dieser Zeit die Schulräume und die Außenanlage der Schule her. Jetzt hatten wir plötzlich jede Menge Hilfe. Es gab viele Besuche untereinander und es wurde auch viel Spaß gemacht. Aber trotzdem kamen wir mit unseren Räumen sehr gut voran. Es wurde ein weiterer Raum ausgeräumt um dort den PVC - Fußboden zu verlegen. Dazu musste der Boden verspachtelt werden. Dies lernten die Schüler und Lehrer, denn wir hatten noch Material für weitere vier Schulsäle mitgebracht und dies wollten sie später selbst verarbeiten. 
   

Am Dienstag mussten wir sehr früh aufstehen, denn wir fuhren mit dem großen Bus des Vereins nach Minsk. Dazu waren alle Kinder unserer Gasteltern, die Partnerklasse und alle ausgezeichneten Schüler der Schule eingeladen.

 

   

Die erste Station war ein großer Ehrenhügel zum zweiten Weltkrieg, wo uns ein kurzes Gewitter überraschte. Dann fuhren wir nach Chatin. Dies ist eine Gedenkstätte über die Vernichtung von einem Viertel der weißrussischen Bevölkerung im zweiten Weltkrieg. Die Gestaltung dieses „Dorffriedhofes“ und die Erklärung der Fremdenführerin haben uns sehr beeindruckt. 

   
Weiter ging es in das Zentrum von Minsk wo uns ein deutscher Fremdenführer die Stadt zeigte. Der Unterschied zu den Dörfern ist schon sehr groß. Wir hatten dann noch kurz die Gelegenheit in Minsk einzukaufen. Am späten Abend erreichten wir nach dreistündiger Rückfahrt wieder unser Dorf.
   

Die nächsten beiden Tage mussten wir uns mit der Arbeit an unseren Räumen ranhalten. Die Farben wurden gemischt und die Wände in hellen Braun- und Blautönen gestrichen. Der Fußboden wurde geklebt und eine Gruppe lackierte die mitgebrachten Tischgestelle. Allerdings geht in Weißrussland nichts über die Improvisation und die Spontaneität.

 

   

Deshalb wurde noch kurzerhand ein Besuch des größten Granitbergwerkes in Europa organisiert. Es war schon sehr beeindruckend die riesigen Bagger mit 11 Tonnen Steinen pro Schaufel zu beobachten oder die „Belas“, in Weißrussland hergestellte LKWs mit 2,50 m hohen Rädern und 45 Tonnen Zuladung. Beachtlich war auch, dass schon jetzt an der Renaturierung des Bergwerkes in Mikashewitschi gearbeitet wird.

 

   

Nachdem in den Räumen die letzten Feinheiten noch korrigiert waren, die Heizkörper noch einmal nachgestrichen und der Sockel farblich abgesetzt war, konnten wir noch unsere Tafel mit allen Namen der Helfer fertig stellen. Insgesamt können wir sagen, es war sicherlich ein einmaliges Erlebnis. Wir haben sehr viel über ein uns völlig fremdes Land erfahren.

   

Wir haben zwei Wochen Gemeinschaft erlebt und wir danken allen, die dies ermöglicht haben: dem Verein “Kinder von Shitkowitschi - Leben nach Tschernobyl“, der Schule in Ludwigshafen, der Schulaufsichtsbehörde Rheinland - Pfalz, der Malerinnung Ludwigshafen, der Schule in Dubrowa, dem Verein „Barmherzigkeit“, dem Schulamt Shitkowitschi, den Gasteltern in Dubrowa und Morochorowa, dem Direktor Anatolij Paschinskij, der Schulorganisatorin Shana Lesko, dem Lehrer Andrè Jefimowitsch und allen, die im Verborgenen mitgeholfen haben.

 
Die Schüler:
     
 
Jan
 
Kevin
 
Felix
 
Dennis
   
       
 
Chris
 
Jean
 
Julian
 
Maxim
   
             
 
Christopher
           
   
Die Lehrer:
         
 
Jürgen Hapke
     
Werner Bossert<
   
   
und die guten Seelen:
         
zu den neuen Schulräumen
Ludmilla Bossert
     
Stephan Hanisch<
   
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      Aktualisiert am: 23.02.2010